Einmalig auf der Welt wurde am Originalstandort ein Teil einer römischen Stadt wiederaufgebaut, mit handwerklichen Methoden der Römer und unter Verwendung antiker Baustoffe. Das Ergebnis ist unglaublich eindrucksvoll: in einer funktionierenden römischen Therme zu stehen, in der Stadtvilla (Villa Urbana) an einem römischen Weinfest teilnehmen – das lässt die Geschichte wortwörtlich begreifbar werden.
Ungefähr zwanzig Auto-Minuten vom Flughafen Wien-Schwechat entfernt wird die Römerzeit auf unvergleichliche Weise lebendig erlebbar. Im Museumskomplex Carnuntum finden wir Geschichte im Großformat: das Millitärlager mit Amphitheater, die davon 1,5 römische Meilen (ca. 2,2 km) entfernte Zivilstadt, das Amphitheater der Zivilstadt, das sogenannte Heidentor und das 1904 gegründete Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg bilden die Eckpunkte der Entdeckungsreise.
Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg
Im Museum werden die Fundstücke aus dem ca. 10 km2 großen Areal gebündelt und in Ausstellungen aufbereitet, aktuell z.B. „A.D. 313 – Von Carnuntum zum Christentum“ – in der von der Kaiserkonferenz 308 n. Chr. in Carnuntum bis zur Mailänder Vereinbarung 313 n. Chr. die Glaubenswandlung im römischen Reich von der Vielgötter-Verehrung zum Christentum beschrieben wird.
Im kleinen Amphitheater
der Millitärstadt (dem einzigen erhaltenen Teil der ehemaligen Lagerstadt) erlebt man hautnah die Faszination der Galdiatorenspiele. 8.000 Zuschauer fasste die Arena einst. In den Katakomben sind die Tierkäfige und Teile der Bühnenkonstruktion erhalten geblieben. Die Befestigungen eines Römerlagers, Wachtürme, Holzpalisaden, Lagerfeuer und Zelte sind originalgetreu rekonstruiert und bilden die Kulisse für aufwändige Spielszenen im Sommertheater.
Das große Amphitheater der Zivilstadt ist leider über die Jahrhunderte dem Steinraub zum Opfer gefallen, die Steine wurde u.a. für das Schloss Petronell, verschiedene Kirchenbauten und den so genannten Schüttkasten und auch für die Schloss- und Burg-Anlage Hainburg verwandt. Nur die eindruckvollen Grundmauern zeigen den Reichtum der in der Blüte 50.000 Einwohner zählenden Stadt.
Von der Zivilstadt, die sich über ca. 10 km2 ersteckte, sind nur ca. 1% bisher freigelegt. In diesem kleinen Teil wird jedoch seit ca. 2007 das gesamte römische Leben wiedererweckt.
Gefördert von der EU mit dem ersten Europäischen Kultursiegel wird die seit 130 Jahren andauernde Forschung mit einem besoderen Projekt gekrönt: Der originalgetreuen Wiederherstellung der Gebäude, Wege und Produktionsstätten.
Die Zivilstadt
Bisher sind neben den Straßen vier Gebäude funktionstüchtig fertiggestellt: das Haus des Tuchhändlers Lucius, die Villa Urbana als Stadthaus eines Patriziers, die kleine Therme und aktuell das Domus Quarta.
Die Gebäude wurden in Optik und Ausstattung um das Jahr 350 n.C. angepasst. Dabei wurden ausschließlich damals vorhandene Bautechniken, Werkzeuge und Materialien eingesetzt. Das Ergebnis ist atemberaubend. In den vollständig eingerichteteten Gebäuden funktionieren die Heizungen, in der Therme fließen warmes und kaltes Wasser, die Backöfen und Herde verströmen Hitze und den Duft nach Essen – man erwartet hinter jeder Ecke, auf einen römischen Patrizier oder einen Legionär in Rüstung zu treffen.
Abgerundet wird das Museumsleben durch originalgetreu angelegte Produktionsstätten wie Brennöfen für Tongefäße, die offengelegten Fußbodenheizungen und detailierte Funktionsbeschreibung der Therme. Es wirkt alles so, als wäre die Zeit vor 1.700 Jahren stehen geblieben.
Lebendige Geschichte
Die Museumsleitung organisiert mit der 1885 gegründeten „Gesellschaft der Freunde Carnuntums“ über das ganze Jahr hinweg zahlreiche Veranstaltungen wie die „Frühlingstage in der Römerstadt“ (26.-28.03.2016), das „Römerfestival“ (28.05.-12.06.2016) oder „Römische Gaumenfreuden“ (Mai – August).
Ein Besuch in Carnuntum bringt die Gäste in die Glanzzeit des römischen Reiches, an einen Schlüsselpunkt der Weltgeschichte.
Carnuntum, die Stadt der Kaiser, ist wiedergeboren.