Bei so vielen hat man schon gelesen über das Kimono-Tee. Und auch bei mir lag der Schnitt schon eine Weile auf dem Nähtisch, geklebt, aber nicht ausgeschnitten.
Nachdem ich letztes Jahr mehr so praktische Dinge genäht habe, wie Taschen, Beutel, Kissen, und meine superpraktische Schlafbrille, dachte ich nun, ich trau mich mal an Kleidung. Ich habe lange überlegt, mit welchem Schnitt und Stoff ich anfangen könnte.
Das Kimono-Tee hat schließlich gewonnen, denn es hat nur zwei Schnitt-Teile, nur einfache Nähte (nichts Gekräuseltes, Eingehaltenes, Gefaltetes, bitte weitere Nähkomplikationen hier ergänzen …………) und der Schnitt geht über das übliche „nur bis Größe 42!“-Angebot hinaus.
Die Stoff-Frage war da doch etwas komplizierter zu beantworten.
Für’s Kimono Tee wird Jersey empfohlen. Aber ich und dehnbare Stoffe nähen? Auf meiner 25 Jahre alten Singer, die nur Geradeaus- und Zickzack-Stich kann? Und überhaupt, ich habe gar keine Jerseystoffe.
Allerdings lag da ein Polytierchen mit Crinkle-Effekt schon seit etwa 2009 in meinem Schrank. (OK, in der Kiste mit den Stoffen für: wenn ich mal viel Zeit habe, fange ich mit dem Nähen wieder an.)
Ich hatte es mal gekauft für ein Burda-Kleid, das in der Brigitte vorgestellt wurde. Ein Karstadt-Wühltisch-Fund in Marine und Weiß. Doch bei näherer Betrachtung war mir das Muster für ein ganzes Kleid dann doch zu … intensiv, vornehm ausgedrückt.
An einem gänzlich unverplanten Samstag ging ich ans Werk. Vorsichtshalber noch mal Maße genommen, Bequemlichkeits-Zugabe dazu gerechnet (Webstoff!!!), Schnittbogen mit Nahtzugabe versehen und ausgeschnitten.
Mutig den Stoff angeschnitten, auf Stoffresten die Fadenspannung getestet (ein Glück, dass ich das gemacht habe, der Crinkle-Stoff war eine Diva!), gesteckt und losgenäht.
So weit, so gut.
Erste Anprobe, unversäumt.
Anziehen: Klappt.
Bewegen: Funktioniert.
Aber: Der Halsausschnitt – ich kam mir beinahe stranguliert vor! Dabei hatte ich schon die tiefste Linie aus den kleinsten Größe im Zuschnitt gewählt! (Könnte natürlich auch am Stoff liegen, Strickstoffe fallen da sicher weicher)
Also habe ich das Shirt wieder ausgezogen, die Vorderseite in den Stoffbruch gelegt und mit der 45°-Linie des Quilt-Lineals mutig einen V-Ausschnitt hergestellt.
Zweite Anprobe, unversäumt: Das war viiiiel besser.
Ab zum Säumen, Halsbündchen dran, Versäubern und fertig!
Mir gefällt mein Kimono Tee richtig gut und ich trage es gerne. Trotz des Polyester-Stoffes ist es luftig genug für sonnige Tage.
Einziger Kritikpunkt/Verbesserungsvorschlag (an mich selbst): den Halsausschnitt finde ich zu weit/zu breit. Ich mag es nicht, wenn die Träger rausblitzen. Wenn ich eine Schultertasche trage, ist das mit diesem Shirt leider unvermeidlich.
Doch ansonsten bin ich ganz stolz auf mich. Und auch Komplimente durfte ich schon sammeln. Jetzt brauche ich nur noch ein paar passende Schuhe zu diesem Schmuckstück. Wie man die selber macht, kann man übrigens heute bei RUMS (Beitrag 211) entdecken.
Jetzt reihe ich mich mit meinem Kimono Tee dort ein.
Liebe Grüße aus Z. am See
Dorit
Schnitt: Kimono-Tee. Maria Denmark Freebook (für Newsletter-Anmeldung)
Änderung: mit Webstoff statt Jersey, V-Ausschnitt
Stoff: Poly-Webware mit Crinkle, leicht querelastisch
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RUMS